Freifahrt: Meine etwas andere Kanuseite 
 
  Coleman 'Scanoe' - ein PE-Kanadier mit Heckspiegel
Wasserwandern auch mal mit Motor - eine Grundsatzentscheidung
Tips für Anfänger und Familien mit Kindern 
Diese Kanuseite unterscheidet sich von anderen Kanuseiten. Das liegt daran, dass ich
  • als Familienvater meine Familie an Bord haben will und deshalb nicht der supersportlichen Fraktion angehören kann, für die Kanufahren erst bei WW III aufwärts anfängt
  • nicht zu den Puristen gehöre, für die ein Motor schon von vorneherein etwas verwerfliches ist (diese Intoleranz zwischen Motoranhängern und Motorhassern hat mich schon zu meiner Zeit als aktiver Segelflieger massiv gestört).
Wenn Sie ebenfalls der Meinung sind, dass
  • der Mensch auch in seiner Freizeit die Natur schonen soll
  • es eine Balance zwischen Naturgenuss und Naturschutz geben muss
  • besonders wertvolle oder empfindliche Gebiete besonders geschont, andere Gebiete jedoch, ohne sie zu verbrauchen, genutzt werden können sollen, freue ich mich, meine Erfahrungen mit Ihnen teilen zu können!
 
  Coleman 'Scanoe' - ein PE-Kanadier mit Heckspiegel 
  Boot auf Autodach

Ich habe mich für dieses Boot aus folgenden Gründen entschieden:

  • Es hat eine sehr hohe Zuladung (375 kg)
  • Es hat eine hohe Stabilität, mit der sich auch Anfänger und Fahrgäste anfreunden können (flacher Boden, 106 cm Breite)
  • Es ist unter 5 m lang (490 cm), und passt damit gut in meine Garage und auf meinen AUDI 100 (489 cm lang).
  • Es hat ein Spiegelheck, an dem ich den 2-PS-Suzuki von meinem Segelboot anbringen kann (max. 5 PS sind zulässig)
  • Es ist von einem Markenhersteller, von dessen Produkten ich noch nie enttäuscht worden bin
  • Es ist nahezu unverwüstlich
  • Es wiegt nur etwa 33 kg, damit kann ich es alleine tragen und auf das Autodach heben.

Vor- und Nachteile, die sich während des Gebrauchs herausgestellt haben:

  • Das Boot hat standardmäßig nur zwei Sitzplätze, es kann nur ein dritter nachgerüstet werden (für vier oder gar fünf Sitzplätze ist eine Eigenkonstruktion erforderlich, ich lasse Passagiere auf festen Sitzkissen auf dem Bootsboden platznehmen: niedriger Schwerpunkt, "stabiles" Gefühl, zu weiche Unterlagen fühlen sich "kippelig" an.
  • Das Boot läuft sowohl beim Paddeln (im Verhältnis zu seiner Größe), als auch unter Motor hervorragend: Es ist leicht steuerbar und man kommt auch alleine gut damit zurecht. Bei Motorfahrt muss der Bug unbedingt belastet werden (20 bis 40 kg), da sonst keine Gleitfahrt erreicht werden kann (bzw. bei mehr als 2 PS das Boot kentern könnte).
  • Das Boot kann bei seiner Zuladung (375 kg) fünf Personen oder vier Erwachsene + Kleinkind + Gepäck sicher (!) transportieren. Die Empfehlung von Coleman (330 kg / 3 Personen) hat wahrscheinlich mit der amerikanischen Produkthaftung zu tun.
  • Das Boot ist mit seiner Länge (unter 5,50 m) und seiner Motorisierung (unter 3 PS) nach Auskunft des Wasser- und Schiffahrtsamtes Nürnberg auch auf den Bundeswasserstraßen nicht kennzeichnungspflichtig.
 
  Wasserwandern auch mal mit Motor 
 

Die Entscheidung, ob mit oder ohne Motor, wird häufig völlig emotional und bar jeder Vernunft getroffen:

  • Einerseits die Motorsportfreunde, für die jede Art von körperlicher oder geistiger Anstrengung zum Zweck der Fortbewegung etwas erbärmliches ist, das man sich mittels entsprechender Staussymbole (große Autos, große Yacht) ersparen sollte.
  • Andererseits die (häufig etwas sehr dogmatischen und manchmal etwas überheblichen) Puristen, für die ein Motor ein sicheres Indiz für Dekadenz und Mangel an körperlichen (Muskeln und Ausdauer) und geistigen Fähigkeiten ist (taktisch geschickter Umgang mit Naturgewalten, Selbstbeherrschung und -überwindung).

Für mich bedeutet ein Motor:

  • Lärm, den es zu reduzieren (wenig Gas) und zu vermeiden gilt, wo es geht
  • Sicherheit, denn ein Motor kann in einigen Situationen (starke Strömung, starker Wind, drohendes Unwetter) vor Havarie und Seenot retten, oder es ermöglichen, andere daraus zu bergen (alles bereits selbst erlebt)
  • mehr Gewicht und "wieder ein Trumm mehr, um das man sich kümmern muss"
  • mehr Komfort auf begradigten Stücken / Schiffahrtsstraßen.

Hinzu kommt, dass mein Kanu bei 375 kg Zuladung unter Hinzurechnung seines Eigengewichts 0,4 Bruttoregistertonnen ;-) Wasserverdrängung hat. Das lässt sich zwar noch paddeln, aber nicht mehr besonders zügig, wenn nur einer paddelt.

Deshalb setze ich den Motor ein, wenn ich es für erforderlich halte. Ich denke, dass ein gezielter und verantwortungsbewusst eingesetzter Motor in erheblichem Umfang zum Gelingen und zum Genuss an einer Fahrt beitragen kann, je nach dem, in welchem Revier man sich befindet.

Der Motor benötigt etwa einen Liter Sprit pro Stunde bei zügiger Fahrt und schafft dabei etwa 4 bis 4,5 Knoten (ca. 8 km/h) bei voller Zuladung. Die 2 PS sind für Gleitfahrt, auch bei voller Zuladung, ausreichend. Die Geschwindigkeit nimmt stark zu, wenn das Boot nur gering beladen wird (vielleicht Faktor 2 bei nur einer Person).

 
  Tips für Anfänger und Familien mit Kindern 
 

Diese Zusammenstellung habe ich mal für eine Fahrt auf der Altmühl gemacht, bei der ich eine größere Gruppe organisiert habe. Vielleicht hilft sie dem einen oder anderen :-)!

...Die Altmühl fließt absolut ruhig, bzw. wegen der Wehranlagen gar nicht, ist also wie ein langestreckter See zu betrachten. Vorteil: Keine Kanukünste nötig. Nachteil: Schön treibenlassen geht nicht...

Da praktisch alle Anfänger sind, müssen in einem Kanadier zwei Paddler sitzen, damit gefahren werden kann. In einem Zweierkajak kann auch ein unerfahrener Paddler alleine klarkommen. Pro kleinem Kind sollte mindestens ein Erwachsener im Boot sein, damit jedes Kind ohne Verzögerung herausgezogen werden kann, wenn es zu einer Kenterung kommt. Da unsere Kinder noch sehr klein sind, reichen Zweierkanadier, in denen die Kinder auf den Boden gesetzt und in ihrer Tragetasche gelegt werden können.

Wir können die Boote ab 9 Uhr haben, (...). Bis wir in den Booten sitzen, ist es wahrscheinlich 10 Uhr oder halb 11 Uhr.

Wir fahren dann, solange wir Lust haben, und rufen von einem Funktelefon aus an, wo wir wieder abgeholt werden wollen:
Dollnstein ist am Flusskilometer 102,3
Wehr Bubenrother Mühle kommt bei 99,7 (etwa 1 h für einen Anfänger)
Breitenfurt mit Gastwirtschaft bei 98,9
Obereichstätt bei 94,2
Wasserzell mit Gastwirtschaft bei 91,0
Ich nehme an, dass in Wasserzell Schluss sein wird, das sind über drei Stunden netto Paddelzeit. Für jemanden, der das nicht gewohnt ist, fühlen sich die Arme dann schon recht lang an, bei zwei Stunden Mittagsrast ist der Paddlertag um 15 Uhr ohnehin langsam herum.

Sicherheit: Die Altmühl hat keine Strudel und ist selten tiefer als 1m oder 1,5 m, Nichtschwimmer bekommen Schwimmwesten. Die Kinder brauchen, wenn sie im Boot herumturnen, unbedingt eine Auftriebshilfe, da sie im trüben Wasser sonst nicht gerettet werden können: Schwimmweste oder Schwimmflügel.

Als Nina noch in ihrer Trage lag, haben wir sie nicht gesichert, sondern ausgemacht, dass ich sie mir greife, wenn was passiert. Wir sind noch nie gekentert, auch nicht im Meer bei Seegang. Jetzt hat Nina eine Schwimmweste, weil sie erstens schon recht schwer ist und zweitens sich auch ganz gerne rauslehnt. Ich habe mir vom Bootsverleih versichern lassen, dass in jedem Falle ausreichend Kinderschwimmwesten, auch in den kleinsten Größen 0-0-0, vorrätig sind.

Wetter: Wenn es nicht gerade einen zähen Landregen gibt, fahren wir. Am Fluss ist es auch bei trübem Wetter schön. Außerdem brauchen wir das Wasser vorangegangener Regenfälle zum Fahren.

Verpflegung: Die nächste Gastwirtschaft ist nie da, wenn man sie braucht, deshalb sollte ausreichend Essen und vor allem viel zu Trinken mitgenommen werden. Ich nehme einen Grill mit, dann können wir in der Mittagspause ordentlich essen.

Kleidung: In den Booten ist es normalerweise nicht völlig trocken und so kalt wie der Fluss: Zum Hinsetzen auf den Boden brauchen die Kinder ein Stück Isomatte etc.. Mindestens einer pro Boot braucht Gummischuhe (Badeschlappen?) weil es dann beim Ein- und Aussetzen leichter geht, auch, wenn es zu Flach zum Fahren werden sollte. Eine zweite Garnitur in wasserdichten Säcken ist vorteilhaft!

 
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